Wasserkraft

Ohne Wasserkraft keine Industrialisierung. Die historische, weitgehend intakt erhaltene Anlage mit drei gestauten Weihern, Druckleitungen und Turbinen zeigt, wie die Nutzung der Wasserkraft die Industrialisierung überhaupt erst ermöglichte. Im Untergrund des Museums können bis heute laufende Turbinen besichtigt werden.

Zwischen 1827 und 1890 entstand im Neuthal ein Industrieensemble, das in seiner Authentizität in der Schweiz praktisch einmalig ist. Noch heute präsentiert sich diese Einheit von Arbeitsstätten, Lager- und Ökonomiegebäuden, Wasserkraftanlagen, Kosthäusern und dem Fabrikantenwohnhaus mit seinen Parkanlagen als wunderbar erhaltene Einheit.

Das Areal wird zudem eindrücklich vom Viadukt der früheren „Uerikon-Bauma-Bahn“ überspannt und ist Ausgangspunkt für Wanderungen auf den abenteuerlich gebauten, romantischen Guyer-Zeller-Wanderwegen.

Weihersystem

Prägend für das Industrie-Ensemble sind die Wasserkraftanlagen, die ab 1827 etappenweise ausgebaut und miteinander verbunden wurden mit dem Ziel, das Wasser des Kringelbach, des Wissen- und des Stoffelbach optimal zu nutzen. Dazu gehörten drei voneinander unabhängige Weiheranlagen samt Regulier- und Transmissionsturm.

Vom Wasserrad zum Elektroantrieb

Das Wasser der drei Bäche trieb zwei übereinanderliegende immense Wasserräder von je 12 m Durchmesser und später die drei Girard-Turbinen an. 1932 ersetzte man zwei der Girard-Turbinen durch Francis-Turbinen.

1886 hielt die Dampfkraft Einzug im Neuthal und ergänzte die Wasserkraft. 1908 schlug im Neuthal die Stunde der Elektrizität, die zuerst für die Beleuchtung und ab 1915 auch für den Antrieb der Maschinen genutzt wurde. Die Kraft des rund 180m flussabwärts gelegenen Turbinenturms wurde jedoch weiterhin durch eine Seiltransmission in die Fabrik übertragen.

Girard-Turbine – ein Juwel der Turbinengeschichte

Im Neuthal wurden 1879 die zwei Wasserräder durch drei moderne Girard-Axialturbinen ersetzt. Die Girard-Turbine ist eine der ersten Druckturbinen.Entwickelt wurde sie von Louis Dominique Girard, einem brillanten französischen Ingenieur (1815 – 1871). Er erfand die sogenannte Hydropneumatisation, ein revolutionäres Zusammenspiel von Wasser und Luft. Die Girard-Turbinen wurden in der Schweiz in Lizenz hergestellt und waren dank der anpassungsfähigen Bauweise ideal für den Einsatz in verschiedensten Industrien.

Die Besonderheit der Girard-Turbine besteht darin, dass beim Laufrad der Auslauf des Wassers um ein Drittel grösser ist als beim Einlauf. Der Luftzustrom zwischen Leit- und Laufrad verhilft zu einem stabilen Durchfluss des Wassers und erhöht den Wirkungsgrad. Die Luftlöcher an der Seite des Radkranzes unterstützen diesen Vorgang.

Eine Girard-Turbine kann in ihrer Anfertigung der Wassermenge und des Wasserdruckes angepasst und voll- oder teilschlächtig betrieben werden.

Die Girard-Turbinen wurden in der frühen Industrialisierung nicht nur zum Antrieb von Maschinen eingesetzt, sondern auch zur Stromerzeugung.

Instandsetzung Francis Turbinen – 2024

Die beiden Francis Turbinen im Untergeschoss des ehemaligen Radhauses stellen einen wichtigen Teil der Industriegeschichte im Neuthal dar. Sie stehen für den Höhepunkt der Wasserkraftnutzung und den Schritt der Elektrifizierung des Betriebs.

Für den Wiedereinbau der sanierten Francisturbinen musste vorgängig der Turbinenraum instandgesetzt und der Zugang verbessert werden. Nach knapp einjähriger Bauzeit wurde die Instandsetzung im Dezember 2024 abgeschlossen. Ein Besuchersteg erschliesst nun die beiden Francis-Turbinen. Sobald alle Arbeiten zur Umnutzung als Museumsbetriebs beendet sind, kann dieser Teil den Besuchern zugänglich gemacht werden. Vorerst ist ein Einblick von oben durch ein grosses Fenster möglich.

Museumsentwicklung

Führungen

Wasserkraft – Motor der Industrialisierung


Ablauf Gruppenführungen

  • Sie erfahren mehr über das Leben von Adolf Guyer-Zeller – prägende Persönlichkeit im Neuthal und seine Eisenbahnprojekte.

  • Zusammen mit dem Museumsführer nehmen Sie die Girardturbine im Turbinenturm in Betrieb und erleben wie mit Riemen- und Seiltransmission eine ganze Fabrik betrieben werden konnte.

  • Weitere Themen: Von der Heim- zur Fabrikarbeit, soziale Fragen mit besonderer Berücksichtigung der Kinderarbeit.

Gruppenführungen

Kurzführungen während Öffnungszeiten

An den öffentlichen Besuchersonntagen werden zu jeder vollen Stunde Kurzführungen für Einzelpersonen und Kleinstgruppen angeboten. Diese sind im Museumseintritt inbegriffen.

Öffnungszeiten Einzelbesuchende

Gruppenführungen

Dauer ca. 1.5 Std.
Anzahl Personen max. 20 pro Führung
Kosten pro Führung CHF 250.- (Museumseintritt inklusive)